Posttraumatische Belastungsstörung / PTBS &
komplexe posttraumatische Belastungsstörung / KPTBS
Eine Krankheit, von der man verhältnismäßig wenig hört.
Die meisten verbinden, wenn überhaupt, "nur" gefährdete Berufe, wie z. B. Einsatzkräfte oder Opfer aus
Krisen- / Katastrophengebieten mit dem Krankheitsbild.
"Nur" max. jeder 10. ist statistisch davon betroffen.
In einer der bekanntesten
Studien zu traumatischen Kindheitserfahrungen, kommt man
bei 17.000 Teilnehmern zu dem Ergebnis, dass etwa
36 % der Teilnehmer mindestens ein traumatisches Kindheitserlebnis bis zum 18. Lebensjahr hatten,
fast 30 % der Teilnehmer berichten von körperlicher Misshandlung.
In einer weiteren Studie spricht die Hälfte der Teilnehmer von mitunter schwerer Vernachlässigung.
Nicht weniger erschütternd ist die anschließende Feststellung, dass sich durch eine Vielzahl möglicher Folgen die durchschnittliche Lebenserwartung von
Betroffenen um etwa 20 Jahre verringert!
Mit Dauer und Schwere eines Traumas, wächst die Wahrscheinlichkeit einer komplexen posttraumatischen Belastungsstörung / KPTBS, ebenso, wie die einer Krebserkrankung, Diabetes, Sucht, Depression
und einer veränderten Hirnentwicklung. Aufgrund der Erfahrung von bedrohlichen Lebensumständen, meist im häuslichen Umfeld, können Bindungserfahrungen, Selbstwert und Affektregulation ebenfalls
entsprechend geprägt werden. Wechselwirkungen, Folgebeschwerden und Wiederholungs- / Bausteineffekte verschlimmern die Situation ggf. nachträglich.
Je höher die Belastungen in der Vergangenheit, desto niedriger die künftige Stresstoleranz.
Das Krankheitsbild beschreibt die Langzeitfolgen und erzählt die Geschichte eines überlasteten Organismus: Schreckhaftigkeit, Übererregung, Reizbarkeit, Schwierigkeiten beim Ein- /
Durchschlafen, Konzentrieren oder gar dem Erinnern, um nur einige zu nennen.
Eine Krankheit, welche dem Betroffenen selber selten bewusst und auch für das Umfeld zunächst nicht offensichtlich ist
und ggf. erst durch "unangemessene / übertriebene" Reaktionen auffällt. Für Umfeld UND Betroffenen gleichermaßen außer Kontrolle wie unangenehm. Patienten sind überrascht und erleichtert, den
"Zufallsbefund" komplexe posttraumatische Belastungsstörung / KPTBS zu bekommen und damit nicht allein zu sein.
Schambehaftet, ist es für Patienten schwer, sich Dritten gegenüber der Thematik zu öffnen. Eine zumeist oberflächliche Anamnese beim Hausarzt sowie eine nicht eindeutige
(Differenzial-)Diagnostik erschwert eine zeitnahe Hilfe weiterhin und lässt die Krankheitshäufigkeit deutlich höher vermuten, als statistisch erfasst.
Der Unterschied zwischen der posttraumatischen Belastungsstörung / PTBS und der komplexen posttraumatischen Belastungsstörung / KPTBS, liegt in der Dauer und dem Umstand des Traumas. Ein
einfacher Vergleich wäre z. B. ein unvorhersehbarer, plötzlicher Unfall gegenüber einer langen Folter, durch Menschenhand ausgeführt.
Die Berücksichtigung der komplexen posttraumatischen Belastungsstörung / KPTBS im ICD, dem weltweit anerkannten "Katalog für Krankheiten", ist bis heute wiederholt verschoben worden und erfolgt
voraussichtlich am 1. Januar 2022 im ICD-11. Es gibt jedoch keinen Grund, so lange auf Hilfe zu warten, da es hilfreiche Erkenntnisse und Therapieansätze gibt.
Sprechen Sie mich an, wenn Sie Fragen haben und weitere Informationen oder Hilfe wünschen.
"‘Crazy-busy’ is a great armor,
it’s a great way for numbing.
What a lot of us do is that we stay so busy, and so out in front of our life,
that the truth of how we’re feeling and what we really need can’t catch up with us."
(Brené Brown)